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Materialerkennung durch MEMS-Ultraschallsensoren – Adaptive Fortbewegung für zweibeinige Roboter

2025.10.15

Mit der zunehmenden Ausweitung von zweibeinigen Robotern in komplexe Einsatzumgebungen – etwa in Haushalten, Büros oder öffentlichen Einrichtungen – wird die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Bodenmaterialien zu einer entscheidenden Herausforderung.

Konventionelle Visions- oder LiDAR-Sensoren stoßen dabei an physikalische Grenzen: Sie funktionieren unzuverlässig bei transparenten Objekten oder schwacher Beleuchtung und können keine direkten Materialeigenschaften erfassen.

MEMS-Ultraschallsensoren (Micro-Electro-Mechanical Systems) mit Materialerkennungsfunktion analysieren hingegen Unterschiede in der Echoenergie und ermöglichen so eine präzise akustische Materialidentifikation – mit hoher Durchdringungsfähigkeit und außergewöhnlicher Umweltrobustheit.

Diese Technologie wird im Folgenden aus drei Perspektiven beleuchtet:
technische Grundlagen, Optimierung der Gehsteuerung und Systemintegration, um ihren innovativen Einfluss auf Gangplanung, Energieeffizienz und Sicherheit zweibeiniger Roboter zu veranschaulichen.


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1. Technische Grundlagen: Physik der Ultraschall-Materialerkennung

1.1 Mechanismus der Echoenergie-Analyse

Der MEMS-Ultraschallsensor sendet hochfrequente Schallwellen über 175 kHz aus.
Die Dämpfung der Echoenergie hängt vom akustischen Impedanzkoeffizienten (Γ) des Materials ab:

  • Harte Materialien (z. B. Fliesen, Parkett): hohe akustische Impedanz → starke Echoenergie

  • Weiche Materialien (z. B. Teppich, Schaumstoff): niedrige akustische Impedanz → schwache Echoenergie

Die Materialtypen werden anschließend durch Schwellenwertanalyse oder serielle Datenausgabe klassifiziert.

1.2 Vorteile der MEMS-Miniaturisierung und Integration

Im Vergleich zu herkömmlichen piezoelektrischen Keramiksensoren sind MEMS-Sensoren mikrofabriziert, wodurch sie kompakter und energieeffizienter sind.
Mehrschichtige Wandlerarrays bieten zudem ein Sichtfeld von 45° bis 180°, was eine präzise Bodenflächen-Erfassungdirekt unter dem Roboterfuß ermöglicht.



2. Schlüsselrolle im Bewegungsablauf zweibeiniger Roboter

2.1 Adaptive Anpassung der Gangparameter

Zweibeinige Roboter passen ihre Gelenksteifigkeit und Schrittlänge je nach Bodenhärte dynamisch an:

  • Harter Boden (z. B. Fliesen) → höhere Schrittfrequenz, geringere Dämpfung – reduziert Rutschgefahr

  • Weicher Boden (z. B. Teppich) → längere Schritte, geringerer Fußdruck – verhindert Einsinken



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2.2 Rutsch- und Stabilitätskontrolle

Praktische Tests mit kommerziellen zweibeinigen Robotern belegen die Vorteile einer Mehrsensor-Fusion.
Durch die Kombination von Ultraschall-Materialdaten mit IMU-Signalen (Inertial Measurement Unit) kann ein Modell des Bodenreibungskoeffizienten erstellt werden.

Wird eine niedrig-reibende Oberfläche (z. B. polierter Boden) erkannt, aktiviert das System vorzeitig ein Ausgleichsdrehmoment im Sprunggelenk, um seitliches Wegrutschen zu verhindern.

2.3 Energieoptimierung

Der Energieverbrauch steigt signifikant beim Gehen auf weichen Untergründen.
Durch Materialerkennung kann die Antriebsstrategie vorausschauend angepasst werden:

  • Harter Boden: passiver Gehmodus unter Nutzung der Schwerkraft → Energieeinsparung

  • Weicher Boden: aktiver Antriebsmodus mit größerem Bein-Hub

Veröffentlichte Daten zeigen, dass diese Strategie den Energieverbrauch um bis zu 15 % reduzieren kann.



3. Installations- und Zeitsteuerungsoptimierung

Der Sensor wird 3–5 cm über dem Boden, nahe dem Roboterfuß, installiert und während der Schwungphase aktiviert.
Typische Signalabfolge:

  • 50 ms nach Abheben: Ultraschallemission starten

  • 100 ms vor Aufsetzen: Materialklassifikation abschließen

  • 50 ms vor Aufsetzen: Gelenkparameter anpassen




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4.
Anwendungsbeispiele und Leistungsnachweise

4.1 Bodenanpassung in Reinigungsrobotern

Ultraschall-Materialsensoren (z. B. von Audiowell) werden erfolgreich in Reinigungsrobotern eingesetzt:

  • Harter Boden: aktiviert Wischmodus

  • Teppichboden: erhöht Saugkraft, deaktiviert Wischen

Die hohe Materialerkennungsgenauigkeit ermöglicht einen nahtlosen Moduswechsel in Echtzeit.

4.2 Ganganalyse bei zweibeinigen Robotern

Durch die Integration der MEMS-Materialsensoren konnten bei zweibeinigen Robotern folgende Verbesserungen erzielt werden:

  • Reduzierte Rutschvorgänge

  • Höhere Erfolgsrate beim Treppensteigen

  • Niedrigerer Energieverbrauch bei gleichbleibender Gehgeschwindigkeit von ca. 0,8 m/s




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5. Zukunftsperspektiven

  • Multimodales Lernen: Kombination von Deep Learning mit spektraler Echoanalyse

  • Sensorarrays: Einsatz von 2D-MEMS-Arrays zur Materialabbildung

  • Material-Gang-Datenbanken: Aufbau dynamischer Modelle zur vorausschauenden Steuerung


Fazit

Der MEMS-Ultraschallsensor mit Materialerkennungsfunktion eröffnet zweibeinigen Robotern eine völlig neue Dimension der Umweltwahrnehmung durch akustische Signalanalyse.

Seine Beiträge zu adaptiver Gangsteuerung, Stabilitätsverbesserung und Energieoptimierung machen ihn zu einer Schlüsseltechnologie für das robuste Gehen in komplexen Umgebungen.

Mit der weiteren Integration von MEMS-Mikrofertigung und intelligenten Algorithmen wird die Umgebungsanpassungsfähigkeit von Robotern ein neues Niveau erreichen – ein Meilenstein auf dem Weg zur wirklich autonomen Mobilität.



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